Das Boot ist gebaut

In nur 10 Tagen hat Kunst-braucht-Raum das Boot vor der Stadtkirche zusammengebaut. 24 helfende Hände haben aus 250kg Douglasie und 5m WPC (damit das Boot keine nassen Füße kriegt) 325 Teile gesägt und mit über 1000 Edelstahlschrauben zu einem begehbaren Kunstwerk zusammengefügt: Wir sitzen in einem Boot!

Wie eine Schiffscrew waren wir den Elementen ausgesetzt. Die letzte Schraube wurde bei 36°C reingedreht. Abends fühlten wir uns durch Schweiß und Holzmehl wie panierte Schnitzel. Wir sind glücklich, dass niemand zu Schaden kam. Außer einem Wespenstich, einer abgebrochenen Schraube und einem abgebrochenen Bohrer ging alles glatt.

Nur gemeinsam konnten wir das bewältigen. Jeder von uns zwölfen hat seine Zeit geschenkt, getan was er konnte, hilfreich, verbindlich, Hand in Hand. Jeder von uns war wichtig, vom Capt’n bis zum Smutje. Wir saßen in einem Boot.

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge sind wir von Bord gegangen und überlassen das Boot der nächsten Crew, die es bemalen wird. Etwas wehmütig, weil die Reise zu Ende ist. Beflügelt, weil es etwas Magisches war, ein Teil dieses Prozesses zu sein.


Ohne die Hilfe jenseits des Bauzauns, wäre das nicht möglich gewesen. Wir danken der evangelischen Kirchengemeinde, denn sie hat den Raum zur Verfügung gestellt, den die Kunst braucht. Dem Wetteraukreis, der das Projekt mit dem Programm „Generation Nachbarschaft“ gefördert hat. Der Stadt Friedberg für die Bauzäune und den ordnungsrechtlichen support. Dem Baumarkt, der uns den Einkaufswagen für das Werkzeug, und der Apothekerin für den Ort, wo wir den Wagen nachts unterstellen konnten. Der Küsterin für die Stromversorgung. Dem Helfer, der uns beim Einkauf der Farbe beraten hat. Dem Kinderlokal und der Fahrradwerkstatt der IZB, die uns von Kunst-braucht-Raum auf der Werft unterstützt haben.

Aber wir danken auch dem Publikum jenseits des Bauzaunes. Für die Neugierde, die Gespräche und das außergewöhnliche Wohlwollen. So konnten einige Passanten mit ins Boot geholt werden. Auch mit den Stammgästen des Stadtkirchenplatzes ergab sich eine friedliche Koexistenz. Manchmal fühlten wir uns wie in einem Gehege im Zoo. Wir danken für das Obst, das uns durchs Gitter gereicht wurde!

Wir wurden gefragt, woher wir den Bausatz und die Pläne haben. Es ist eine Eigenentwicklung von Kunst-braucht-Raum. Es wurde keine CAD-Software verwendet, sondern ein tragfähiges geometrisches Konzept, dass mit minimalen Vorgaben und Werkzeug vor Ort umgesetzt werden kann. Die 15 Rippen wurden von uns vorab gefertigt, alles andere vor Ort. Wir schätzen, dass von der Vision „Wir sitzen in einem Boot“, über die schwierige Suche nach einem Raum für die Verwirklichung, die Konzeptarbeit für Konstruktion, Kommunikation, Einkauf und Logistik, bis zum fertigen Boot weit über 1000 Stunden ehrenamtliche Arbeit geleistet wurden.

veröffentlicht am 20.08.2025